Benzodiazepine (Diazepam, Lorazepam)

Benzodiazepine – Segen und Fluch eines Medikaments

Benzodiazepine gehören zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka überhaupt. Sie wirken beruhigend, entspannend, Angst lösend, Schlaf fördernd und antiepileptisch. Doch wann traten diese Wundersubstanzen ihren Siegeszug unter den Psychopharmaka an? Wie wirken sie? Rechtfertigt der Nutzen das Risiko? Und welche Gefahren lauern bei der Einnahme von Benzodiazepinen, besonders bei Missbrauch?

Wie entdeckte man die Benzodiazepine?

Es war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als man sich auf die Suche nach beruhigenden Pharmawirkstoffen begab. In den 1950er Jahren forschte man zunächst erfolglos zu Benzodiazepinen, entdeckte aber nach Beendigung des Projektes durch einen kuriosen Zufall den Wirkstoff Chlordiazepoxid. Nur drei Jahre später war dieses erste Benzodiazepinderivat unter dem Namen Librium® als Arzneimittel erhältlich. Wiederum drei Jahre später folgte Diazepam, das unter dem Warenzeichen Valium® den Markt eroberte. In den 1970er Jahren war Diazepam das meistverkaufte Medikament weltweit. Alle gebräuchlichen Benzodiazepine leiten sich aus Chlordiazepoxid und Diazepam ab.

Wie wirken Benzodiazepine?

Der wichtigste Neurotransmitter im Zentralnervensystem ist die Gammaaminobuttersäure, kurz GABA. GABA hemmt die Aktivität bestimmter Nervenzellen und stellt so sicher, dass Menschen in normalem Rahmen fühlen und handeln. Ist jedoch zu wenig GABA im Gehirn vorhanden, reagieren Nervenzellen über und es entstehen Angst, Depressionen oder Krämpfe. Synthetische Benzodiazepine sorgen dafür, dass die GABA trotz geringer Menge ausreichend wirken kann. Das geschieht, indem Benzodiazepine an Unterrezeptoren der GABA-Rezeptoren binden. Diese Unterrezeptoren wiederum regen an, dass GABA-Rezeptoren ihren Neurotransmitter besser an sich binden. Das effektivere Bindungsverhalten der Rezeptoren gleicht also den Mangel an GABA aus. So können sich Ängste lösen und Muskeln entspannen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Patienten werden durch die Einnahme von Benzodiazepin-Präparaten häufig müde, fühlen sich benommen, reagieren verlangsamt und bekommen Gedächtnisstörungen. Auch neurologische Ausfälle wie Probleme beim Sprechen und Sehstörungen sind nicht selten. Bei längerfristiger Einnahme können Patienten seelisch abstumpfen und sich dauerhaft körperlich erschöpft fühlen. Im schlimmsten Fall kann es zu lebensbedrohlichem Atem- und Herzstillstand kommen; das ist dann der Fall, wenn neben Benzodiazepinen weitere beruhigende und Schlaf fördernde Substanzen, wie Alkohol, Opiate oder Barbiturate, eingenommen werden.

Wie kommt es zur Abhängigkeit?

Benzodiazepine dürfen nur für kurze Zeit eingenommen werden, denn der Körper reagiert schon bald weniger empfindlich auf die Substanz, d. h. er benötigt für die gleiche Wirkung höhere Dosen. Zu dieser sogenannten Toleranz kann es auch unbeabsichtigt kommen, wenn Ärzte das Medikament zu unbedacht verschreiben und sich eine Abhängigkeit über eine lange Zeit nahezu unbemerkt einschleicht. Wird das Medikament abrupt abgesetzt, kann es zu Entzugserscheinungen kommen: Schlafprobleme, Reizbarkeit, Unruhe, Spannungszustände und Angst, bis hin zu Panikattacken, Aggressivität und Halluzinationen.

Benzodiazepine in der Drogenszene

In der Drogenszene heissen die Benzodiazepine „Benzos“, „Dias“ oder „Flunies“. Tabletten werden entweder im Ganzen oral eingenommen, zu Pulver zerstossen und gesnieft oder in Flüssigkeit aufgelöst und gespritzt. Werden „Benzos“ ohne medizinische Indikation konsumiert, wirken sie übermässig beruhigend und Schlaf fördernd, ihre Wirkung hält 1 bis 48 Stunden lang an. Bei langfristigem Konsum kehrt sich die Wirkung um und es kommt zu den oben beschriebenen Entzugserscheinungen. Je höher die Dosen, umso dramatischer fallen die Entzugserscheinungen aus.

Benzodiazepine sind äusserst wirksame, psychoaktive Substanzen. Sie sollten nur aus schwerwiegenden medizinischen Gründen, nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung und für kurze Zeit eingenommen werden. Missbrauch der Substanz führt innerhalb kürzester Zeit zu Abhängigkeit, schlimmstenfalls sogar zum Tod.

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